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Blume am Grab des Dichters

Im Rahmen der Lesereihe zum 250-jährigen Jubiläum des Dessauer Philanthropinum

18.04.2024 ab 16:30 Uhr

Im Rahmen der Lesereihe zum 250-jährigen Jubiläum des Dessauer Philanthropinum werden am 18. April um 16.30 Uhr Friedrich von Matthissons Texte im einstigen Wohnsitz seiner Dienstherrin – dem Wörlitzer Haus der Fürstin, gegenüber dem Küchengebäude – präsentiert. Die Schauspielerin und Kultur-Vermittlerin Silke Wallstein wird dabei natürlich auch „Adelaide“ beschwören ... „eine Blume der Asche meines Herzens“.

In jüngeren Jahren war Friedrich von Matthisson eine Berühmtheit, fünf Jahrzehnte nach seinem Tod aber fragte das auflagenstarke Journal „Die Gartenlaube“, ob „heute überhaupt noch eine Seele in Deutschland des Todten von Wörlitz gedächte“. Tatsächlich hatte sich der fleißige Autor vor allem mit einem Gedicht in das kollektive Gedächtnis eingeschrieben – der „Adelaide“, die dank der Vertonung durch Ludwig van Beethoven bis heute zum Kernbestand des deutschen Kunstlieds zählt. Dass man später auch dem Komponisten bescheinigte, dass der Verlust dieser Fingerübung „eine Lücke in dem Gemütsleben unserer Nation Volkes hinterlassen würde“, verstärkt die Bitternis des Befundes für den Dichter: Der 1761 in Hohendodeleben bei Magdeburg geborene Pfarrerssohn, der nach der Schulzeit in Magdeburg und dem Studium in Halle ab 1781 am Philanthropinum in Dessau unterrichtete, darf im Gegensatz zu Beethoven nur diese vier Strophen Unsterblichkeit beanspruchen.

Dabei konnte er sich einst mit Zeitgenossen wie Klopstock messen, wurde von Schiller gelobt und schloss Hölderlin bei einem Besuch im Tübinger Stift freundschaftlich in die Arme. Matthisson, der die Dessauer Schule 1784 zunächst verlassen und nach ausgiebigen Reisen als Begleiter eines jungen Grafen mehrere Jahre in Genf und Lyon zugebracht hatte, war 1794 wieder nach Anhalt-Dessau zurückgekehrt und als Vorleser der Fürstin Luise abermals auf eine „Grand Tour“ nach Italien, in die Schweiz und nach Tirol gegangen. Fast zwei Jahrzehnte später ließ er sich – nach dem Tod seiner Mäzenin – als Oberbibliothekar und Theaterintendant an den württembergischen Hof berufen, kehrte 1829 jedoch nach Wörlitz zurück. Hier starb er, weithin vergessen, am 12. März 1831.

Veranstaltungsort(e)
Wörlitz - Haus der Fürstin
06785 Oranienbaum-Wörlitz
Kirchgasse 35
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