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Auf den Spuren Alfred Tokayers
Ausstellung: Stadtarchiv Dessau-Roßlau/Zwischenarchiv, Lange Gasse
Nach Stationen in Köthen kommt die als Wanderausstellung konzipierte Schau – entstanden im Rahmen des Köthener TRAFO-Projektes „Neue Kulturen des Miteinanders“ - nun nach Dessau-Roßlau, wo zeitweise Angehörige von Alfred Tokayer lebten und wirkten.
Fast zwei Jahre haben sich Schülerinnen und Schüler der Freien Schule Anhalt gemeinsam mit ihrer Lehrerin Ari Schramm in Zusammenarbeit mit den Musikerinnen Nina Gurol und Derya Atakan mit dem Leben und Wirken von Alfred Tokayer auseinandergesetzt. Der 1900 in der Bachstadt geborene jüdische Komponist ist einer der unbekannteren Söhne der Stadt Köthen (Anhalt). Er war Komponist, Dirigent, Pianist, Kapellmeister, Filmmusiker, Fremdenlegionär, Flüchtling, Köthener, Jude und wurde Opfer des Holocaust.
Aus der intensiven Beschäftigung mit Tokayer sind Texte sowie Ausstellungsstücke und –medien entstanden, die an diesen einzigartigen Musiker und Menschen erinnern. Die Schau beinhaltet zudem Fotogeschichten, die zwei Lieder Tokayers illustrieren, die Kunstinstallation #HERZENSMENSCH und Linolschnitte mit dem Portrait Tokayers. Teil der Ausstellung „Auf den Spuren Alfred Tokayers“ sind außerdem die Kompositionen von Alfred Tokayer, die im August 2023 von den beiden Künstlerinnen Derya Atakan und Nina Gurol im Johann-Sebastian-Bach Saal im Schloss Köthen aufgenommen wurden.
Ergänzend zur Sonderausstellung geht das Stadtarchiv auf das Leben und Wirken der Angehörigen der Familie Tokayer, die zeitweise in Dessau lebten, ein.
Zeitraum der Ausstellung: 5.11-28.11.2024
Ort der Ausstellung: Stadtarchiv Dessau-Roßlau/Zwischenarchiv, Lange Gasse 22, 06844 Dessau-Roßlau
Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag 14-17.30 Uhr
Kontakt: stadtarchiv@dessau-rosslau.de
Zur Person Alfred Tokayer
Alfred Tokayer wurde 1900 in Köthen geboren und wuchs am Buttermarkt auf. Nach dem Abitur studierte er in Berlin und Frankfurt Volkswirtschaft, Philosophie und Musik, später wurde er Schüler des berühmten Komponisten Ernst Toch. Der außergewöhnlich begabte junge Mann fand schnell seine erste Stelle als Kapellmeister am Bremer Theater, später ging er nach Berlin und arbeitete u.a. an der Berliner Volksoper mit der Theaterlegende Max Reinhardt.
1935 floh Tokayer nach Frankreich, wo er als Flüchtling nicht arbeiten durfte. Ein Filmmusikauftrag brachte ihn schließlich nach London und kurz vor dem Krieg gewann er 1938 in Paris einen Klavierwettbewerb von Radio France. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges meldete er sich zum Dienst im französischen Heer und wurde als Ausländer zur Fremdenlegion geschickt, dirigierte aber sogar während seines Einsatzes dort eine seiner Kompositionen im marokkanischen Rundfunk. Inzwischen verloren seine Eltern ihr Geschäft am Buttermarkt in Köthen (Anhalt) und wurden ebenfalls vertrieben.
Nach seiner Rückkehr nach Frankreich wurde Alfred Tokayer nach mehreren Aufenthaltswechseln bei einem Fluchtversuch, der über Lissabon nach London führen sollte, von den Nationalsozialisten verhaftet. Im Internierungslager traf er durch Zufall seine Eltern wieder. Am 25.03.1943 erfolgte die Deportation in das Vernichtungslager Sobibor in Polen, wo er vermutlich bereits kurz nach seiner Ankunft ermordet wurde. Tokayer hinterließ unter anderem eine in Paris entstandene Sammlung von Klavierliedern in französischer Sprache.
Termininformation
Veranstaltungsort(e)
Lange Gasse 22